Das Handbuch für die Nachhilfepraxis bietet eine vollständige Handlungsanleitung für die Gestaltung eines wissenschaftlich fundierten Nachhilfeunterrichts. Die in Band 1 und Band 2 beschriebenen wissenschaftlichen Grundlagen der Nachhilfeforschung und der Lernpsychologie werden in Band 3 mit bewährten Verfahren der Nachhilfepraxis verbunden.
Auf der Basis des in Band 1 von der Nachhilfeforschung hergeleiteten Grundmodells des Nachhilfeunterrichts wird im Handbuch jedes der sieben Handlungsfelder einer Nachhilfekraft: Steuerung, Organisation, Interaktion, Schülerwahrnehmung, Inhalte, Methoden und Persönlichkeit theoretisch fundiert und praktisch konkret angleitet.
Die Nachhilfeforschung unterscheidet zwischen verschiedenen Formen der Lernförderung: die Lernassistenz, professioneller Nachhilfeunterricht und spezielle Förderprogramme. Diese Formen der Lernförderung werden anhand forschungsbasierter Kriterien beschrieben.
Dies ermöglicht Nachhilfekräften die entsprechende Reflexion ihrer Unterrichtsform sowie Eltern die Unterscheidung zwischen verschiedenen Nachhilfeangeboten. Weiterhin wird der zentrale Unterschied zwischen Nachhilfeunterricht und Fachunterricht beschrieben und verdeutlicht, dass Nachhilfeunterricht mit Fachunterricht gemäß der Nachhilfeforschung nicht vergleichbar ist.
Es wird eine wissenschaftlich fundierte Definition des Nachhilfeunterrichts gegeben, welche Nachhilfeunterricht von benachbarten Formen der Lernförderung wie die Lerntherapie, die Lernassistenz, das Lerncoaching und Förderunterricht eindeutig unterscheidet. Da sich Nachhilfeunterricht grundlegend von Fachunterricht unterscheidet, wird die Frage der Qualifikation von Nachhilfekräften im Detail besprochen.
Das für Nachhilfeunterricht spezifische Rollenverständnis einer Nachhilfekraft, der Nachhilfestil einer Nachhilfekraft, die Unterrichtstheorie und die lerntheoretische Orientierung sowie die Interaktionsgestaltung und damit die Rollenverteilung im Nachhilfeunterricht, welche die maximale Autonomie des Schülers fördert, werden als Merkmale des professionellen Nachhilfeunterrichts beschrieben.
Es wird deutlich, dass die Kernqualifikation einer Nachhilfekraft nicht im Erteilen von Fachunterricht, sondern in der Individualisierung von Lehr-Lernprozessen liegt, sodass die Effektivität des Nachhilfeunterrichts durch eine maximale Adaptivität des Unterrichts bezüglich dem jeweils individuellen Nachhilfebedarf eines Schülers bestimmt ist und es keinen Standardnachhilfeunterricht geben kann. Um diese hochgradige Adaptivität des Nachhilfeunterrichts zu gewährleisten, stehen jedoch forschungsbasierte Richtlinien zur Verfügung.
Auf der Basis der seit mehr als 50 Jahren andauernden Nachhilfeforschung haben sich verschiedene Möglichkeiten der Aus- und Fortbildung für Nachhilfekräfte ergeben. Es werden verschiedene Ausbildungen und Trainings im internationalen Kontext für Nachhilfekräfte genannt und entsprechend verlinkt.
Teil einer professionellen Nachhilfe ist es, dass Nachhilfekräfte die Grenzen der Lern- und Persönlichkeitsförderung durch Nachhilfeunterricht kennen und Eltern entsprechend beraten, sodass jeder Schüler die für sich optimale Lernförderung bekommen kann. Die hierfür notwendigen Informationen über verschiedene Arten der Lernproblematik und über die entsprechend notwendige Elterninformation werden beschrieben und praktisch angeleitet.
Teil der Steuerungsfunktion einer Nachhilfekraft ist es, den Nachhilfeunterricht zielorientiert zu gestalten. Diese können, je nach dem individuellen Nachhilfebedarf eines Schülers im Bereich der Lernstoffverarbeitung, der Selbststeuerung bei der Aufgabenbearbeitung sowie im Bereich der persönlichkeitsrelevanten Lern- und Leistungsfaktoren wie das Fähigkeitsselbstbild, die Lernmotivation wie auch des selbst gesteuerten Lernens liegen.
Das Handbuch formuliert diese Ziele detailliert, sodass Anwender*innen des Handbuches ihren Nachhilfeunterricht nach klaren Zieldefinitionen ausrichten können. Die Erreichung dieser Ziele erfolgt in Phasen. Diese Phasen können von Schüler zu Schüler von unterschiedlicher Dauer sein und werden als Orientierung für die Nachhilfesteuerung und die Elternberatung detailliert beschrieben. Teil der Steuerungsfunktion einer Nachhilfekraft ist es, den Nachhilfeunterricht zu evaluieren und den tatsächlichen und langfristigen Nachhilfeerfolg fortlaufend zu überprüfen. Das Handbuch stellt hierfür eine alle sieben Handlungsfelder einer Nachhilfekraft beleuchtende Checkliste zur Verfügung, anhand welcher der eigene Nachhilfeunterricht forschungsbasiert reflektiert, angepasst und optimiert werden kann. Die Checkliste ist auch in der kollegialen Supervision und damit in der Qualitätssicherung einsetzbar.
Gemäß der Nachhilfeforschung muss der hocheffektive Nachhilfeunterricht nach bestimmten Effektivitätskriterien organisiert sein. Dies erfordert, dass die bei Schüler*innen tatsächlich erreichten Lerneffekte durch den Nachhilfeunterricht von der Nachhilfekraft basierend auf verschiedenen Test- und Diagnoseverfahren fortlaufend überprüft und bei Bedarf im Nachhilfeunterricht oder im selbstständigen Lernen erneut bearbeitet, vertieft oder gefestigt werden müssen. Dieses zentrale Organisationsprinzip des Nachhilfeunterrichts wird forschungsbasiert vorgestellt, beschrieben und konkret angeleitet.
Nachhilfeunterricht hat, um individuell an den jeweils schülerspezifischen Nachhilfebedarf angepasst zu sein, verschiedene organisatorische Optionen. Diese werden im Detail vorgestellt und beinhalten auch die Integration digitaler Lernplattformen (Blended Learning), Aspekte des Mastery Learning, Zusatzaufgaben, das Flipped-Classroom Konzept sowie die Unterscheidung von professionellem Nachhilfeunterricht und eines weitgehend an den Hausaufgaben von Schüler*innen orientierten Nachhilfeunterrichts. Diese organisatorischen Optionen ermöglichen Nachhilfekräften die Organisation des Nachhilfeunterrichts schülerspezifisch auszurichten und Eltern zu erkennen, nach welchen organisatorischen Prinzipien ein Nachhilfeangebot gestaltet ist.
Dies gibt Eltern wichtige Hinweise für die für ihr Kind optimale Form des Nachhilfeunterrichts, da sich Nachhilfeangebote in ihrer Organisation und Art der Lernförderung stark voneinander unterscheiden. So werden gemäß den Kriterien der Nachhilfewissenschaft unter der Überschrift „Nachhilfeunterricht“ sowohl professioneller Nachhilfeunterricht, Lernassistenz und hausaufgabenorientierte Lernförderung angeboten.
Dies ist für Eltern bei der Wahl des für ihr Kind optimalen Nachhilfeangebots eine zentrale Unterscheidung. Die Organisation des Nachhilfeunterrichts kann an in der Praxis bewährter Zielsetzungen, Verfahren und Phasen orientiert werden. Das Handbuch beschreibt diese Phasen im Detail, sodass Nachhilfekräfte eine konkrete Anleitung für die organisatorische Gestaltung des Nachhilfeunterrichts zur Verfügung haben, welche diagnostische Phasen, Festigungsphasen und Elterngespräche enthalten.
Gemäß der Individualisierungsaufgabe von Nachhilfekräften einen für einen Schüler oder eine Kleingruppe von Schüler*innen individuellen Lehr-Lernprozess zu gestalten, kann es keinen Standardnachhilfeunterricht geben, sondern nur einen auf der Erfassung des jeweils schülerspezifischen Nachhilfebedarfs basierenden Nachhilfeunterricht, sodass jeder Schüler exakt den Nachhilfeunterricht erhält, welcher dem seinem jeweils zu bestimmten Zeiten in seiner Lernentwicklung spezifischen Nachhilfebedarf entspricht.
Um dies in der Praxis gewährleisten zu können, beschreibt das Handbuch verschiedene Verfahren der Ermittlung des schülerspezifischen Nachhilfebedarfs. Diese Verfahren beinhalten verschiedene Formen der Lernstanderfassung wie der Lerncheck in der Nachhilfestunde, die Klassenarbeitsanalyse und die systematische Lernstanderfassung durch Lernstandtests wie auch Verfahren zur Ermittlung von Merkmalen der Rechenschwäche, der Lese-Rechtschreibschwäche und Aufmerksamkeitsstörungen.
Diese Verfahren werden im Detail beschrieben und entsprechende Praxismaterialien und Handlungsschemata zur Verfügung gestellt. Für die Fächer Mathematik, Englisch und Deutsch beinhalten diese Verfahren eine konkrete Ausarbeitung des jeweiligen Grundwissens im Fach, welche Teil einer professionellen Lernstanderfassung sind, da Schüler*innen häufig viele Fehler im Bereich des Grundwissens machen und das fehlende Grundwissen die Anschlussfähigkeit an den aktuellen Schulunterricht stark beeinträchtigt.
Die Erfassung des Nachhilfebedarfs eines Schülers beinhaltet auch das gezielte Erfassen der Selbststeuerung des Schülers bei der Aufgabenbearbeitung. Hierfür wird im Handbuch ein Schema vorgestellt sowie eine Handlungsanleitung zur systematischen Erfassung der Systematik eines Schülers bei der Aufgabenbearbeitung bereitgestellt. Im Bereich der persönlichkeitsrelevanten Lern- und Leistungsfaktoren werden Verfahren zur Erfassung des Nachhilfebedarfs in den Bereichen Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom, Lernstörung, Gefühle im Nachhilfeunterricht, das Fähigkeitskonzept, dem selbst gesteuerten Lernen, der Lernfertigkeiten und der Lernmotivation vorgestellt und die jeweiligen Praxismaterialien zur direkten Anwendung in der Nachhilfepraxis zur Verfügung gestellt.
Da Nachhilfeunterricht immer an spezifischen Zielen orientiert gestaltet werden muss, kommt der Planung des Nachhilfeunterrichts eine zentrale organisatorische Bedeutung zu. Diese Planung bezieht sich unter anderem auf die Inhalte und die Methoden.
Die inhaltliche Planung kann anhand schülerspezifischer Strategien zur Vorbereitung von Leistungsprüfungen ausgerichtet werden. Diese Strategien werden im Detail beschrieben und das praktische Vorgehen in der Planung angeleitet. Für die Planung der Inhalte und der Methoden im Nachhilfeunterricht werden entsprechende Checklisten bereitgestellt.
Teil des Handlungsfeldes Organisation einer Nachhilfekraft ist es, die Nachhilfestunde bezüglich des Erreichens verschiedener Nachhilfeziele und in Übereinstimmung mit grundlegenden Lerngesetzen systematisch zu strukturieren. Das Handbuch stellt hierfür ein Handlungsschema zur Verfügung, welches eine wissenschaftlich fundierte Strukturierung der Nachhilfestunde in zwölf Phasen beschreibt.
Diese Strukturierung der Nachhilfestunde entspricht auch bewährten Verfahren in der Nachhilfepraxis und integriert die Anforderungen eines wissenschaftlich fundierten Nachhilfeunterrichts.
Die gründliche Dokumentation des Nachhilfeunterrichts hat verschiedene zentrale Funktionen in der Nachhilfeorganisation. Es wird ein vollständiger Schülerordner vorgestellt, welcher alle Bereiche der Nachhilfedokumentation wie das Erstgespräch, Feedbackgespräche, Ergebnisse der Lernstanderfassung, die Notenübersicht, die Stundendokumentation, der Terminkalender für Leistungsprüfungen, Zusatzaufgaben und Planungsinstrumente für Zusatz- und Ferienstunden enthält.
Anhand dieses Schülerordners kann die Dokumentation und die Planung des Nachhilfeunterrichts und viele weitere organisatorische Aspekte wie die Elterninformation und die Planung von Ferienstunden systematisch gestaltet werden.
Diese Form der ausführlichen und systematischen Dokumentation des Nachhilfeunterrichts ist ein zentrales Organisationselement des professionellen Nachhilfeunterrichts und erlaubt eine an belastbaren Daten orientierte Nachhilfeorganisation sowie eine professionelle Kommunikation mit Eltern und im Nachhilfeteam. Der Individualisierungsauftrag, d. h. die maximale Adaptivität des Nachhilfeunterrichts bezüglich der Lernbedürfnisse eines Schülers beinhaltet eine hochgradig individualisierte inhaltliche Ausrichtung des Nachhilfeunterrichts. Dies erfordert von Nachhilfekräften, dass sie über Verfahren zur exakten Bestimmung der für einen Schüler spezifisch zu bearbeitenden Inhalte verfügen.
Hierfür werden in diesem Handbuch bewährte Verfahren aus der Nachhilfepraxis vorgestellt sowie das lernpsychologisch fundierte Verfahren der kognitiven Themenanalyse, welche einen Lerngegenstand in seine kognitiven Bestandteile zerlegt und die hochgradig detaillierte und systematische Überprüfung des Lernstands eines Schülers erlaubt. Auf dieser fein differenzierten Analyse des Lernstands eines Schülers anhand kognitiver Kriterien ist eine fein differenzierte Identifizierung schülerspezifischer Lernziele im Nachhilfeunterricht möglich.
Diese Verfahren erleichtern Nachhilfekräften die gezielte inhaltliche Planung des Nachhilfeunterrichts und eine dynamische Anpassung der inhaltlichen Ausrichtung des Nachhilfeunterrichts eng angepasst an die Lernentwicklung eines Schülers.
Die Interaktionsgestaltung zwischen der Nachhilfekraft und Nachhilfeschülern im Nachhilfeunterricht stellt eine übergeordnete Anpassungsfunktion des Nachhilfeunterrichts dar, da die Art der Interaktionsgestaltung weitere Faktoren des Nachhilfeunterrichts wie den Aktivitätsgrad eines Schülers, die Wahrnehmung der Lernstandverarbeitung und des emotional-motivationalen Lernerlebens des Schülers durch die Nachhilfekraft, die methodische Adaptivität und damit die für einen Schüler möglichen Lerneffekte zentral mitbestimmt.
Die flexible Anpassung der Interaktion und damit der Rollenverteilung im Nachhilfeunterricht an den Lernstand und die Persönlichkeit eines Schülers stellt einen übergeordneten Adaptivitätsbereich des Nachhilfeunterrichts dar. Es werden verschiedene Formen der Interaktion im Nachhilfeunterricht vorgestellt und besprochen. Dies ermöglicht Nachhilfekräften, diesen übergeordneten Aspekt der Nachhilfegestaltung intensiv zu reflektieren und systematisch zu gestalten.
Die Art der Schülerwahrnehmung, d. h. die Wahrnehmung der Lernstoffverarbeitung und des emotional-motivationalen Lernerlebens des Schülers im Nachhilfeunterricht durch die Nachhilfekraft bestimmt in vielen Bereichen die Professionalität des Nachhilfeunterrichts.
Es wird in diesem Handbuch die Ganzheitlichkeit der Schülerwahrnehmung und die diagnostische Wahrnehmung der Lernstoffverarbeitung beschrieben im Unterschied zu einer nicht professionellen Art der Schülerwahrnehmung, welche in der Nachhilfeforschung als „Bewertung“ bezeichnet wird. Da die diagnostische Wahrnehmung der Lernstoffverarbeitung des Schülers durch die Nachhilfekraft eine zentrale Bedingung für die Effektivität von Nachhilfeunterricht darstellt, werden im Handbuch vielfältige Aspekte und Verfahren vorgestellt, welche eine diagnostisch fundierte Gestaltung des Nachhilfeunterrichts ermöglichen.
Da die Professionalität des Nachhilfeunterrichts nicht ausschließlich auf der diagnostischen Wahrnehmung der Lernstoffverarbeitung des Schülers durch die Nachhilfekraft beruht, sondern auch die Wahrnehmung der persönlichkeitsrelevanten Lern- und Leistungsfaktoren beinhalten muss, werden im Handbuch verschiedene praxiserprobte Verfahren zu gezielten Wahrnehmung der lern- und leistungsrelevanten Faktoren: Gefühle im Nachhilfeunterricht, das Fähigkeitskonzept, die Selbststeuerung des Lernens, Lernfertigkeiten und der Lernmotivation bereitgestellt. Diese Verfahren können in der direkten Interaktion mit dem Schüler angewendet werden und stellen die Grundlage für die systematische Erfassung dieser persönlichkeitsrelevanten Lern- und Leistungsfaktoren durch die im Bereich der Organisation beschriebenen Test- und Diagnoseverfahren zur systematischen Ermittlung des Nachhilfebedarfs von Schüler*innen im persönlichkeitsbezogenen Bereich ihres Lernens und Leistens.
Teil des Individualisierungsauftrages einer Nachhilfekraft ist die schülerspezifische Anpassung der im Nachhilfeunterricht angewendeten Methode zur Förderung der Lernstoffverarbeitung.
Es werden im Handbuch allgemeine Lehr-Lernprinzipien vorgestellt sowie 25 Grundsätze für das Lernen und Lehren, welche aus der Nachhilfeforschung im Bereich der auf die Entwicklung von digitalen Nachhilfesystemen ausgerichteten Forschung stammen. Diese allgemeinen Lehr-Lernprinzpien können Nachhilfekräfte in verschiedensten Bereichen wie in der Organisation und der methodischen Gestaltung sowie die bei der Gestaltung von Lernmaterialien eine wissenschaftlich fundierte Hilfe bieten und damit den Nachhilfeunterricht professionalisieren. Da Nachhilfeunterricht gemäß der Nachhilfeforschung eine im Kern interaktive Form der Lernförderung ist, stellt der Nachhilfedialog die zentrale „Methode“ im Nachhilfeunterricht dar.
Der Nachhilfedialog ermöglicht eine diagnostische Wahrnehmung der Lernstoffverarbeitung des Schülers sowie eine hochgradig dynamische methodische Anpassung des Nachhilfeunterrichts an den sich fortlaufend verändernden Lernstand, das Denken, die Lernstoffverarbeitung sowie an die Aufgabenbearbeitung eines Schülers durch die Anpassung der Modi, Taktiken und Dialogmuster durch die Nachhilfekraft.
Verschiedene Modi, Taktiken und Dialogmuster werden im Handbuch detailliert beschrieben und ermöglichen Nachhilfekräften eine hohe methodische Flexibilität in der Nachhilfegestaltung. Weiterhin ermöglicht der Nachhilfedialog die kooperative Gestaltung des Nachhilfeprozesses, welches ein Kernmerkmal des wissenschaftlich fundierten Nachhilfeunterrichts darstellt sowie mit der Forderung der Nachhilfeforschung, den Nachhilfeunterricht primär am Kognitivismus und am Konstruktivismus zu orientieren übereinstimmt.
Da die Effektivität des Nachhilfeunterrichts in hohem Maße von der Exaktheit der Lernstanderfassung und der sich daran anknüpfenden Passgenauigkeit der im Nachhilfeunterricht verwendeten Methoden abhängt, wird in diesem Handbuch ein lernpsychologisch fundiertes Nachhilfeschema vorgestellt, welches gemäß lernpsychologischer Kriterien aus dem Kognitivismus und der Lernphasenlehre, eine direkte Zuordnung diagnostischer Fragen und Verfahren zu dem gemäß seines Lernstands für einen Schüler passgenau wählbaren Methoden erlaubt. Dieses dialogisch-diagnostisch-methodische Nachhilfeschema gibt Nachhilfekräften ein lernpsychologisch fundiertes Handlungsschema zur Seite, welches die Kernfunktion der Nachhilfekraft das Wissen von Schülern exakt zu erfassen und eine entsprechend schülerspezifische Methodenwahl zu treffen lernpsychologisch fundiert und pragmatisch anleitet und damit die wissenschaftliche Fundierung des Nachhilfeunterrichts auf der Handlungsebene umsetzt.
Das Handbuch für die Nachhilfepraxis enthält einen umfangreichen Methodenpool, der die in der Nachhilfeforschung meist indirekten Methoden von Nachhilfeexperten wie Hinweis-, Frage- und Aufforderungstechniken, Methoden zur Förderung der systematischen Aufgabenbearbeitung bei Schülern, der strategische Umgang mit Fehlern, die Fehlerursachenanalyse, Selbsterklärungen, die Arbeit mit ausgearbeiteten Beispielen und viele weitere Methoden wie der Nachhilfedreischritt des Modelling-Scaffolding-Fading und das Isolationstraining beinhaltet.
Dieser umfangreiche Methodenpool erlaubt Nachhilfekräften ihr Methodenrepertoire auszubauen und damit eine hohe Flexibilität in der Anpassung der Methoden an den jeweiligen Lernstand und die Persönlichkeit von Schülern. In Band 1 des Nachhilfekompendiums wurde ein Vergleich der Kernelemente bzw. der Effektivitätskriterien von zehn wissenschaftlich fundierten Nachhilfemodellen durchgeführt, welcher gezeigt, hat, dass die pädagogischen Nachhilfemodelle zu 80 % darin übereinstimmen, dass die Persönlichkeitsförderung den für eine hohe Anzahl von Schüler*innen tragenden und die Fortschritte in der Lernstoffverarbeitung erst ermöglichenden Aspekt des Nachhilfeunterrichts darstellt.
Dies zeigt, wie von der Nachhilfeforschung durchgehend dargestellt, dass die Effektivität des Nachhilfeunterrichts nicht alleine durch inhaltliche Differenzierung oder methodische Anpassung und eine systematische Organisation erklärt werden kann und dass der Persönlichkeitsförderung im Nachhilfeunterricht die den Nachhilfeerfolg tragende und für eine große Zahl von Schüler*innen den Nachhilfeerfolg erst ermöglichende Funktion zukommt. Im Bereich der Persönlichkeitsförderung kommt, gemäß der Nachhilfeforschung, dem pädagogischen Gespräch eine wichtige Funktion zu. Dies wird im Handbuch forschungsbasiert dargestellt und konkret angeleitet. Die Wahrnehmung und das Eingehen auf die von Schüler*innen im Nachhilfeunterricht und bezüglich ihres gesamten Lern- und Leistungserlebens erlebten Gefühle und Motivationslagen hat im Bereich der Persönlichkeitsförderung im Nachhilfeunterricht eine tragende Bedeutung.
In diesem Handbuch werden vielfältige von Schüler*innen erlebte lern- und leistungsbezogene Gefühle wie Angst und Verwirrung, Selbstvertrauen, Herausforderung, Neugierde, Widerstand und viele weitere Gefühle beschreiben und der pädagogische, lern- und persönlichkeitsfördernde Umgang mit verschiedenen Gefühlen im Nachhilfeunterricht forschungsbasiert und gemäß bewährter Verfahren aus der Nachhilfepraxis konkret angeleitet.
Jeder kleine Misserfolg in Lern- und Leistungssituation kann eine gewisse Kränkung des Fähigkeitsselbstbildes eines Schülers bedeuten. Häufen sich Misserfolge über eine längere Zeit, kann auf dieser Basis eine starke Kränkung des Fähigkeitsselbstbildes entstehen, was auf Dauer zu der Entwicklung einer Lernstörung führen kann. Demnach kommt im Bereich der Persönlichkeitsförderung im Nachhilfeunterricht der Stärkung des Fähigkeitsselbstbildes von Schüler*innen als Grundvoraussetzung für die Entwicklung neuer Lernmotivation, Erfolgszuversicht und darauf basierend die Entwicklung neuer Anstrengungsbereitschaft für Schüler*innen eine grundlegende Bedeutung zu.
In diesem Handbuch werden verschiedene Methoden zur Förderung und Stärkung des Fähigkeitsselbstbildes von Schüler*innen beschrieben, welche ermöglichen, dass der Nachhilfeunterricht so gestaltet ist, dass ein Schüler in jeder Nachhilfestunde Erfolgserlebnisse für sich verbuchen kann und in der Folge nachhaltig in seinem Fähigkeitskonzept, seiner Lernmotivation und darauf basieren in seiner Anstrengungsbereitschaft gestärkt wird.
Gemäß der Nachhilfeforschung sollen Schüler durch Nachhilfeunterricht langfristig unabhängig werden von Nachhilfeunterricht sowie für weitere Lern- und Leistungssituationen wichtige Lernkompetenzen erwerben, sodass Schüler an einem bestimmten Entwicklungspunkt ihr Lernen und Leisten autonom und unabhängig von der Nachhilfekraft gestalten. Dies erfordert, dass Schüler*innen durch Nachhilfeunterricht Kompetenzen in den Bereichen Lernfertigkeiten und des selbst gesteuerten Lernens erwerben. Das Handbuch für die Nachhilfepraxis beschreibt vielfältige praxiserprobte Methoden zur Förderung der Autonomie von Schülern in den Beriechen Lernfertigkeiten und Selbststeuerung.
Diese Methoden werden jeweils beschrieben und konkret angeleitet, sodass das Handbuch Nachhilfekräften ein breit angelegtes Repertoire von Methoden der Förderung der Autonomie von Schüler*innen zur Verfügung stellt. Lernanstrengungen abseits von Druck und Zwang und das selbst gesteuerte Anstreben des persönlich maximalen oder auf autonom formulierten Lern-, Noten- und Leistungszielen beruhende Erreichen von Lern- und Leistungszielen erfordert nicht nur Kompetenzen im Bereich der Lernfertigkeiten und des selbst gesteuerten Lernens, sondern ein in der Persönlichkeit eines Schülers verankertes Lern- und Leistungsmotiv.
In vielen Fällen sehen Schüler*innen keinen persönlichen Sinn darin, sich intensiv mit den Lerninhalten zu befassen. Teil der Persönlichkeitsförderung des Nachhilfeunterrichts besteht deshalb darin, für Schüler eine Brücke zu den Lerninhalten zu finden und zu bauen, welche einem in ihrer Persönlichkeit bereits bestehenden Interesse entspricht. Dies erfordert von Nachhilfekräften, dass sie ihre Schüler bezüglich ihrer Hobbys, Interessen, Lieblingsfächer und Berufsziele gut kennen und auf dieser Basis versuchen für Schüler*innen eine persönlich bedeutsame Brücke zu den Lerninhalten zu finden und zu bauen. Das Handbuch stellt dafür vielfältige in der Praxis bewährte Verfahren zur Verfügung, sodass Nachhilfekräfte der häufig anzutreffenden Aussage von Schüler*innen „Ich weiß nicht, wozu ich das lernen muss“ konstruktiv, lern- und persönlichkeitsfördernd begegnen können. Die Bildungsforschung hat gezeigt, dass die Lern- und Leistungsmotivation für Schüler*innen in unterschiedlichem Maß einen Beziehungsfokus hat.
Der Beziehungsaspekt des Lernens und Leistens hat von Schüler zu Schüler unterschiedliches Gewicht. So können Nachhilfekräfte durch auf der Basis der pädagogischen Beziehung im Nachhilfeunterricht eine Brücke zur Lern- und Leistungsmotivation von Schüler*innen darstellen. Das Handbuch beschreibt, wie dies im Nachhilfeunterricht praktisch erreicht werden kann. Die Lernmotivation von Schüler*innen kann im Nachhilfeunterricht auch durch eine motivierende Didaktik, d. h. in der persönlich für einen Schüler interessanten Inhaltswahl und Verknüpfung der Inhalte mit in der Persönlichkeit des Schülers bereits vorhanden Interessen und Lernmotive oder durch eine individualisierte Methodik gefördert werden.
Hierzu werden in diesem Handbuch konkrete Handlungsanleitungen gegeben, sodass die Lerninhalte in vielfältiger Weise mit der jeweiligen Schülerpersönlichkeit verbunden werden können und damit eine in der Persönlichkeit eines Schülers verankerte Lernmotivation gefunden werden kann, sowie die Methodik im Unterricht schülerspezifisch angepasst werden kann. Durch die im Handbuch für Nachhilfekräfte vermittelten theoretischen wie praktischen Aspekte der Persönlichkeitsförderung, verfügen Nachhilfekräfte über ein breites Repertoire Schüler*innen in ihrem Fähigkeitskonzept, ihrer Lernmotivation, ihren Lernfertigkeiten und in ihren Fähigkeiten der Selbststeuerung des Lernens und Leistens und damit in ihrer Autonomieentwicklung zu fördern sowie ihrem Nachhilfeunterricht gemäß den Erkenntnissen der Nachhilfewissenschaft das für die Effektivität des Nachhilfeunterrichts notwendige Fundament der Persönlichkeitsförderung zu verleihen.