Wenn beim Lernen und Leisten in der Schule, in der Ausbildung und an der Universität Schwierigkeiten entstehen, ist Nachhilfeunterricht weltweit das erste Mittel der Wahl. So hat sich international ein zweites Bildungssystem entwickelt. Dies hat bereits vor mehr als 50 Jahren dazu geführt, dass die spezifische Form der Lernförderung durch Nachhilfeunterricht wissenschaftlich erforscht wurde.
Verbunden mit dieser Forschung war unter anderem die Hoffnung und die Absicht, die Methoden, Strategien und Taktiken hocheffektiver Nachhilfekräfte sowohl auf den Fachunterricht an Schulen und Universitäten übertragen zu können als auch diese Effektivitätsmerkmale in digitale Nachhilfesysteme (ITS – Intelligent Tutoring Systems) so zu integrieren, dass eine große Masse von Schüler*innen nachhilfespezifisch, effizient und kostengünstig gefördert werden können. Teil dieser Forschungsmotivation war auch pädagogisch, indem durch die wissenschaftliche Untersuchung des Nachhilfeunterrichts nach der Natur der Hilfestellung geforscht oder dass versucht wurde, Nachhilfeangebote zu optimieren sowie die für eine Nachhilfekraft notwendigen zentralen Qualifikationen und damit die Ausbildungsinhalte für Nachhilfekräfte zu erkennen.
Im Laufe dieser mehr als 50 Jahre andauernden Nachhilfeforschung wurde ein immenser Wissensschatz über die spezifische Natur des Nachhilfeunterrichts und die Effektivitätskriterien für hocheffektiven Nachhilfeunterricht erarbeitet, welcher mittlerweile zu der Entwicklung verschiedener Forschungszweige der Nachhilfewissenschaft, zu der Entwicklung wissenschaftlich fundierter digitaler und pädagogischer Nachhilfemodelle und zu der Ausarbeitung von Ausbildungen und Trainings für Nachhilfekräfte geführt hat.
Dieser in mehr als 50 Jahren der Nachhilfeforschung erarbeitete Wissensschatz über die Effektivitätskriterien und vielfältigen weiteren Aspekte des Nachhilfeunterrichts ist bisher jedoch wenig bekannt und international verstreut in Einzelstudien, Modellen, Trainings und Ausbildungen, welche sich zudem häufig jeweils gegenseitig nicht berücksichtigten, auf jeweils eigenen Forschungsarbeiten beruhen, und welche den weiteren umfangreichen internationalen Forschungsstand häufig nicht berücksichtigten.
Dadurch ist das gesamte wissenschaftlich fundierte Nachhilfewissen bisher kaum bekannt und schwer zugänglich und es ist auf den ersten Blick kein Konsens erkennbar, was einen wissenschaftlich fundierten und professionellen Nachhilfeunterricht im Kern ausmacht. Dies führte dazu, dass der gesamte in seit mehr als 50 Jahren der Nachhilfeforschung erarbeitete internationale Wissensschatz heute bei Nachhilfeangeboten in der Praxis, der Theorie und in der Entwicklung von Ausbildungen zur Nachhilfekraft kaum berücksichtigt wird. Das Nachhilfekompendium schließt diese Lücke auf dem Veröffentlichungsmarkt über wissenschaftlich fundierten Nachhilfeunterricht, indem es auf der Basis einer langjährigen und international angelegten Recherche im Bereich der Nachhilfewissenschaft dieses Wissen erstmals in zusammengefasster Form sowie integriert in einem allgemeinen integrativen Funktionsmodell des Nachhilfeunterrichts für eine breite Leserschaft und vielfältige Anwendungsbereiche leicht zugänglich und für die Praxis direkt nutzbar macht.
